Die Fotografien wurden in Gebel el-Silsila aufgenommen, einem altägyptischen Sandsteinbruch, aus dem unter anderem die Steine für den Luxor-Tempel stammen. Sie hinterfragen die Zeitlichkeit und Materialität des jahrtausendealten Gesteins, das Schneiden und den Abbau. Die Zeiten des Minerals, der Fotografie, des Textes und ihrer Zusammenstellung konvergieren und verschmelzen innerhalb dieses Projekts. Worte und Bilder, einzigartige Objekte, werden durch einen poetischen Prozess behandelt, der einen Rhythmus und ein Gefühl der Dichte bewirkt. Er erfordert sowohl die Vertiefung der Bedeutung als auch deren Übertragung auf die Folge von Bildern und Texten. Durch den Dialog zwischen entgegengesetzten semantischen Paaren evoziert diese Sequenz die Wechselbeziehung zwischen den Elementen, den Rhythmen und ihrer Struktur. Neben der kraftvollen und zugleich minimalistischen Anbringung eines Wortes auf dem Bild ermöglicht die Verwendung des fotografischen Negativs eine Distanzierung von der Realität, eine chromatische und zeitliche Loslösung, wobei die Bedeutung der Details, die an die verschiedenen Raster des Steins erinnern, hervorgehoben wird. Der Begriff der "eingeschränkten Aktion" (Stéphane Mallarmé, 1897) steht im Mittelpunkt des Ansatzes. Die Kunst ist weder allmächtig noch utopisch: Sie erzeugt eine Produktivität des Sinns, aber durch Brüche, durch Zusammenstöße. Die Blicke von Laurence Bonvin und Francine Clavien unterstreichen so die poetischen, symbolischen und formalen Dimensionen eines Ortes, der Geschichte trägt, und ganz allgemein unserer Geschichte.

LAURENCE BONVIN

Laurence Bonvin wurde in Sierre geboren und lebt und arbeitet derzeit zwischen der Schweiz und Lissabon. Sie wurde an der ENSP (École nationale supérieure de la photographie) in Arles ausgebildet und unterrichtet seit 2001 Fotografie an der ECAL (École cantonale d'art et de design de Lausanne). Ihre Arbeit wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Swiss Art Award (2002 und 2006), der Swiss Camera Award an den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur (2016) und der Schweizer Filmpreis am Internationalen Animationsfestival Fantoche in Baden. Sie hat mehrere künstlerische Aufenthalte im Ausland absolviert, unter anderem in den Künstlerresidenzen von Pro Helvetia in Kairo (2021) und Südafrika (2009) sowie mit Black Rock in Dakar (2019). Laurence Bonvin stellt regelmäßig in der Schweiz und im Ausland aus, und viele ihrer Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten.

FRANCINE CLAVIEN

Die Walliser Dichterin Francine Clavien wurde in Miège geboren und studierte Literatur in Genf und

Lausanne studiert. Sie ist Co-Leiterin der Rubrik Babel der Online-Zeitschrift Les Carnets de Poédiles, die dem zeitgenössischen poetischen Schaffen und der Selbstübersetzung, einem echten literarischen Phänomen, einen Platz einräumt. Sie hat drei Sammlungen im Verlag Empreintes veröffentlicht ("Terre arraisonnée", 2001, "Été visionnaire", 2002, und "C'est bien ici que je vis", 2004). Ihre jüngsten Veröffentlichungen sind: "Berlin en vie", éditions alla Chiara Fonte, Lugano, 2013; "Aux mots de courir le monde", éditions Sicania, Marseille, 2013 (Kreuzübersetzung mit dem polnischen Dichter Marcin Kurek); "Chemins sans sommeil", éditions Samizdat, Genf, 2014.

Vernissage am 26. Juni um 18 Uhr